Die inzwischen vollständig inventarisierte Sammlung der Dauerausstellung setzt sich zusammen aus geretteten Stücken der Vorkriegssammlung, Fotografien und Dokumenten des Stadtarchivs sowie Schenkungen von aus Worms stammender Juden. Auf diese Weise besitzen fast alle Stücke einen örtlichen Bezug.
Neben einem Modell der alten Wormser Synagoge (um 1600) sind mittelalterliche Urkunden, Pläne und Dokumente zu sehen. Kult- und Gebrauchsgegenstände geben Einblicke in religiöse Riten und die wichtigsten Feiertage im Jahresverlauf.
Natürlich wird auch Raschi, der bedeutendste Student am Wormser Lehrhaus (um 1060) und Namensgeber des Museumsgebäudes, gewürdigt.
Vom gewaltsamen Ende einer jahrhundertealten Gemeinschaft und Tradition durch die Deportation der letzten Wormser Juden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft berichten Einzelschicksale und Dokumente. Unsere Medienstation rundet das Angebot der Dauerausstellung mit bewegenden Interviews von Holocaust-Überlebenden, Filmen über das Jüdische Worms (in verschiedenen Sprachen) und weiteren digitalen Materialien ab.
Der Ausstellungsraum des Jüdischen Museums im Erdgeschoss des Raschi-Hauses ist der Geschichte der Wormser Jüdischen Gemeinde gewidmet seit ihren Anfängen vor über tausend Jahren bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft. Hier erfahren Sie auch mehr über die Jüdischen Friedhöfe in Worms, einschließlich dem uralten "Heiligen Sand".
Mittelalterliche Urkunden, Pläne und andere Dokumente, darunter steinerne Spolien und archäologische Zeugnisse, geben einen Einblick in das Leben in dem – im Wesentlichen in seiner baulichen Gestalt erhalten gebliebenen – Judenviertel und in die reiche und lange Geschichte der blühenden Wormser Gemeinde sowie ihre enge Verflechtung mit der Geschichte der Reichs- und Bischofsstadt Worms.
Am Ende stand auch in Worms die Zerstörung der ehrwürdigen Synagoge 1938 und die Deportation der letzten Wormser Juden 1942 in Folge der nationalsozialistischen Herrschaft. Das Museum veranschaulicht diese Entwicklung anhand einzelner Personen sowie durch schriftliche Dokumente, Gegenstände und Fotografien.
Im mittelalterlichen Kellergewölbe erhalten Sie anhand von Modellen, Kult- und Gebrauchsgegenständen Einblicke in die spirituelle Welt, Rituale und Traditionen jüdischer Familien. So erfahren Sie etwa, wie die wichtigsten Feiertage begangen werden (etwa Neujahrsfest, Versöhnungstag, Laubhüttenfest, Lichterfest oder der allwöchentliche Sabbat) und was es dabei mit dem siebenarmigen Leuchter (Menora, ein wichtiges Symbol im Judentum), silbernem Geschirr oder den Esther-Rollen auf sich hat.
Was gilt es bei der Beschneidung neugeborener Jungen zu beachten? Wie wird eine jüdische Hochzeit gefeiert? Welche Grundausstattung braucht "Mann" für sein Morgengebet? Wie wird eine Kippa (Kopfbedeckung für den Mann) getragen und warum hängen gläubige Juden eine Kapsel (Mesusa) an den Türpfosten ihrer Wohnung? Was macht ein Rabbiner und welche Bedeutung haben die Kenntnis und der Umgang mit der Thora (hebräische Bibel) für Menschen jüdischen Glaubens? All dies und mehr erfahren Sie in unserem Museum.
Sie erfahren mehr über die Geschichte der Synagoge, ein Modell zeigt deren Zustand um 1600. Auch wird der bedeutendste Student gewürdigt, der am Wormser Lehrhaus um 1060 studiert hat, der spätere Rabbi Salomon ben Isaak aus Troyes/Frankreich, genannt Raschi.
Im Erdgeschoss bietet eine digitale Medienstation auf einem großzügigen Flachbildschirm spannende Zeitzeugenberichte, Einführungsfilme in das Museum und die jüdische Geschichte von Worms (deutsch, englisch, französisch) sowie weitere digitale Materialien.
Unsere Medienstation rundet die Dauerausstellung ab und zeigt anschaulich die jüdische Vergangenheit. So sind auf einem großen Flachbildschirm bewegende Interviews mit Holocaust-Überlebenden zu sehen sowie Einführungsfilme in das Museum und die jüdische Geschichte von Worms (deutsch, englisch, französisch). Darüber hinaus stehen weitere digitale Materialien zur Auswahl.
Fünf etwa zehnminütige Ausschnitte aus Zeitzeugen-Videointerviews mit aus Worms stammenden Holocaust-Überlebenden, die das Stadtarchiv 2012 aus den Beständen der in Kalifornien/USA ansässigen Shoah-Stiftung ankaufen konnte, sind zu sehen.
Die Sequenzen der in den 1990er Jahren aufgezeichneten, eindrucksvollen Berichte über die Erlebnisse der jungen Menschen vor ihrer erzwungenen Auswanderung aus Worms wurden von dem Medienwissenschaftler und Kunsthistoriker Ralf Kotschka (Agentur "visual concepts‘ ‚Medien für Museen", Trier) untertitelt bzw. bearbeitet, der auch die gesamte technische und Programmarbeit übernommen und die Medienstation für Worms vorbereitet hat.
Die Interviews verbessern vor allem das pädagogische Angebot des Museums, das weiter ausgebaut werden soll.
Folgende Zeitzeugen-Videointerviews mit aus Worms stammenden Holocaust-Überlebenden können Sie sich über unsere Medienstation anschauen:
Anfang Dezember 1938, nach der schweren Verwüstung ihrer Wohnung, verzog die Familie nach Mannheim zu den Eltern der Ehefrau. Im Januar 1940 gelang Hugo Mann mit seiner Frau Mathilde und ihrer Tochter Inge(burg) die Ausreise in die USA. Inge Davidson lebt in Los Angeles und hat zwei Töchter.
Im März 1939 emigrierten die Eheleute Julius und Ida Fröhlich mit ihren Söhnen Walter und Fritz nach Syracuse/USA. Walter war als Wissenschaftsjournalist in Washington tätig, Fritz Fröhlich wurde Professor.
Elsbeth verließ bald nach der Kristallnacht Worms für immer und konnte im Dezember 1938 in die USA auswandern, noch keine 18 Jahre alt. Sie kam nach Allentown/Pennsylvania, wo sie heiratete. Ihre Eltern und alle weiteren Verwandten wurden 1942 Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
Nach der Verwüstung ihrer Wohnung und dem Tod ihres Ehemannes Hermann als Folge der KZ-Haft nach dem Pogrom vom November 1938 zog Franks Mutter Jenny Gusdorf mit ihren beiden Kindern Frank und Ruth in die Wormser Innenstadt und betrieb ihre Auswanderung. Frank kam am 9. Juni 1939 mit einem der Kindertransporte nach London. Die Mutter und Tochter Ruth verließen Worms am 11. November 1939 und gingen in die Vereinigten Staaten. Frank wurde Ingenieur und hat neben drei Kindern mehrere Enkel. Er lebt mit seiner Familie in Santa Clara, Kalifornien. Seine Schwester Ruth starb 1985 an Krebs.
Nach den Schrecknissen des Pogroms 1938, in denen die siebenjährige Suse Herz einen schweren Schock erlitt und zunächst zu Verwandten nach Frankfurt verbracht werden musste, gelangte sie im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England. Eine christliche Familie nahm sie auf und erzog sie wie ihr eigenes Kind. Ihre Eltern Albert und Flora Herz kamen von ihrem neuen Wohnort Duisburg aus (sie meldeten sich im Januar 1939 von Worms nach dort ab) mit Suses Schwester Edith nach Theresienstadt, dort starb Suses Vater Albert 1942. Mutter und Tochter überlebten die Lager Auschwitz und Stutthof bei Danzig. Mit Hilfe englischer Soldaten kamen sie wieder in Kontakt zu Suse, 1947 wanderten die drei gemeinsam in die USA aus. Suse heiratete 1951, hat drei Kinder und lebt in New Jersey.
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