Die Judaica-Sammlung umfasst derzeit knapp 300 inventarisierte Stücke, von denen nur ein kleiner Teil in der Dauerausstellung gezeigt werden kann.
Erhalten haben sich einige Stücke aus der Sammlung des schon vor 1938 bestehenden Jüdischen Museums der damaligen Gemeinde, die die Zeit der NS-Barbarei mit der Vernichtung der Synagoge überstanden haben und gerettet werden konnten.
Zweitens haben etliche aus Worms emigrierte Juden vor allem seit den 1960er Jahren persönliche Gegenstände dem Museum geschenkt.
Hinzu kommen Modelle (z.B. eines der Synagoge mit Zustand um 1600) sowie Fotografien und Schriftstücke, die zum Teil auch in der Judaica-Sammlung des Stadtarchivs verwahrt werden.
Gezeigt werden in Auswahl Urkunden, Pläne und Dokumente zur Gemeindegeschichte, steinerne Spolien und archäologische Zeugnisse, allesamt Belege für die von der Jahrtausendwende bis zur NS-Zeit ununterbrochen bestehende Gemeinde und das reiche, bedeutsame jüdische Leben in Worms und den SchUM-Städten seit dem Mittelalter.
Vom gewaltsamen Ende einer jahrhundertealten Gemeinschaft und ihrer Traditionen durch die Synagogenzerstörung 1938 sowie die Deportation der letzten Wormser Juden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (1940-42) berichten Einzelschicksale und Dokumente.
Unsere Medienstation rundet das Angebot der Dauerausstellung mit bewegenden Interviews von Holocaust-Überlebenden, Filmen über das Jüdische Worms (in verschiedenen Sprachen) und weiteren digitalen Materialien ab.
Unsere Medienstation rundet die Dauerausstellung ab und zeigt anschaulich die jüdische Vergangenheit. So sind auf einem großen Flachbildschirm bewegende Interviews mit Holocaust-Überlebenden zu sehen sowie Einführungsfilme in das Museum und die jüdische Geschichte von Worms (deutsch, englisch, französisch). Darüber hinaus stehen weitere digitale Materialien zur Auswahl.
Fünf etwa zehnminütige Ausschnitte aus Zeitzeugen-Videointerviews mit aus Worms stammenden Holocaust-Überlebenden, die das Stadtarchiv 2012 aus den Beständen der in Kalifornien/USA ansässigen Shoah-Stiftung ankaufen konnte, sind zu sehen.
Die Sequenzen der in den 1990er Jahren aufgezeichneten, eindrucksvollen Berichte über die Erlebnisse der jungen Menschen vor ihrer erzwungenen Auswanderung aus Worms wurden von dem Medienwissenschaftler und Kunsthistoriker Ralf Kotschka (Agentur "visual concepts‘ ‚Medien für Museen", Trier) untertitelt bzw. bearbeitet, der auch die gesamte technische und Programmarbeit übernommen und die Medienstation für Worms vorbereitet hat.
Die Interviews verbessern vor allem das pädagogische Angebot des Museums, das weiter ausgebaut werden soll.
Folgende Zeitzeugen-Videointerviews mit aus Worms stammenden Holocaust-Überlebenden können Sie sich über unsere Medienstation anschauen:
Anfang Dezember 1938, nach der schweren Verwüstung ihrer Wohnung, verzog die Familie nach Mannheim zu den Eltern der Ehefrau. Im Januar 1940 gelang Hugo Mann mit seiner Frau Mathilde und ihrer Tochter Inge(burg) die Ausreise in die USA. Inge Davidson lebt in Los Angeles und hat zwei Töchter.
Im März 1939 emigrierten die Eheleute Julius und Ida Fröhlich mit ihren Söhnen Walter und Fritz nach Syracuse/USA. Walter war als Wissenschaftsjournalist in Washington tätig, Fritz Fröhlich wurde Professor.
Elsbeth verließ bald nach der Kristallnacht Worms für immer und konnte im Dezember 1938 in die USA auswandern, noch keine 18 Jahre alt. Sie kam nach Allentown/Pennsylvania, wo sie heiratete. Ihre Eltern und alle weiteren Verwandten wurden 1942 Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
Nach der Verwüstung ihrer Wohnung und dem Tod ihres Ehemannes Hermann als Folge der KZ-Haft nach dem Pogrom vom November 1938 zog Franks Mutter Jenny Gusdorf mit ihren beiden Kindern Frank und Ruth in die Wormser Innenstadt und betrieb ihre Auswanderung. Frank kam am 9. Juni 1939 mit einem der Kindertransporte nach London. Die Mutter und Tochter Ruth verließen Worms am 11. November 1939 und gingen in die Vereinigten Staaten. Frank wurde Ingenieur und hat neben drei Kindern mehrere Enkel. Er lebt mit seiner Familie in Santa Clara, Kalifornien. Seine Schwester Ruth starb 1985 an Krebs.
Nach den Schrecknissen des Pogroms 1938, in denen die siebenjährige Suse Herz einen schweren Schock erlitt und zunächst zu Verwandten nach Frankfurt verbracht werden musste, gelangte sie im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England. Eine christliche Familie nahm sie auf und erzog sie wie ihr eigenes Kind. Ihre Eltern Albert und Flora Herz kamen von ihrem neuen Wohnort Duisburg aus (sie meldeten sich im Januar 1939 von Worms nach dort ab) mit Suses Schwester Edith nach Theresienstadt, dort starb Suses Vater Albert 1942. Mutter und Tochter überlebten die Lager Auschwitz und Stutthof bei Danzig. Mit Hilfe englischer Soldaten kamen sie wieder in Kontakt zu Suse, 1947 wanderten die drei gemeinsam in die USA aus. Suse heiratete 1951, hat drei Kinder und lebt in New Jersey.
Jüdisches Museum Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 - 47 01 / -47 07
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